Kofferbombe am Hauptbahnhof
Es war Samstag. Müller, Schulz und Frau Schrödel saßen im ICE und fuhren nach Wiesbaden. Dort mussten sie zu einem Seminar. Das Thema war „Psychisch gestörte Täter“. Darin ging es um Täter, die eine geistige Störung hatten. Diese Täter kamen im Normalfall immer in eine psychiatrische Klinik. Danach können sich solche Täter stark verstellen. Wenn die Therapie keinen Erfolg hatte könnten die Täter sich verstellen, dass sie nach außen aussehen, als ob sie lieb geworden waren, aber innen noch gleich waren, wie vorher. So etwas kam in letzter Zeit immer öfter vor. Schulz packte ein Sandwich aus seinem Rucksack und aß es. Frau Schrödel tippte auf ihrem Laptop herum und Müller hörte Radio. Gerade hörte er eine Warnung vor herrenlosen Koffern. Er schüttelte den Kopf und dachte sich: „Mein Gott, immer diese Futzis mit ihren lächerlichen Kofferbomben“ Als der ICE in Wiesbaden ankam liefen die Polizeioberräte zum Bundeskriminalamt. Im Sitzungssaal bekamen sie drei Plätze in der dritten Reihe. Als der Saal nach 10 Minuten voll war, trat ein Polizeibeamter auf ein Podest und hielt eine Ansprache über das Thema. Um 22 Uhr war das Seminar beendet. Schulz, Müller und Frau Schrödel bekamen gerade noch die letzte Regionalbahn. Am Bahnhof in Freudenstadt angekommen hörten die Kommissare lautes Geschrei. Überall rannten Leute in Richtung Ausgang der Bahnhofshalle. Schulz sah einen herrenlosen Koffer herumstehen. Er wollte ihn aufmachen, doch Müller schrie: „Nein!“ Schulz fragte. „Warum denn nicht?“ Müller antwortete: „Im Koffer könnte eine Bombe sein! Das kam vorher in den Nachrichten im Radio. Irgendwo in unserer Gegend wurde wieder eine Kofferbombe entschärft!“ Schulz nahm den Koffer und hörte. Ein gleichmäßiges Ticken war zu hören. Er rief sofort bei der Leitstelle an und bestellte einen Bombenexperten. Dieser war gerade in der Nähe und kam nach 20 Minuten. Als er den Koffer geöffnet hatte sah er eine Zeitbombe, die auf 00:21 gestellt war. Er hatte noch 21 Sekunden Zeit das Ding zu entschärfen. Als die Bombe auf 00:02 stand kam die erwartete Nachricht: „Die Bombe ist entschärft!“ Müller ging auf den Wachmann zu, der den Koffer betrachtete. Der Polizeioberrat fragte: „Gibt es denn hier Überwachungskameras?“ Der Wachmann bejahte und führte Müller in den Überwachungsraum. Dann spulte er das entsprechende Band zurück. Um 21: 42 Uhr wurde der Koffer positioniert. Die Person, die ihn abstellte, hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Dann entfernte sich die Person aus dem Bild. Schulz nahm das Überwachungsband mit ins Präsidium. Am nächsten Tag hatten die Kommissare frei. Schulz ging hinunter in den Keller und schaltete die Filterungsanlage und die Heizung für seinen Swimmingpool ein. Dann ging er mit Frau Schrödel in den Swimmingpool. Zum Mittagessen waren beide wieder draußen. Müller hatte seinen alten BMW wieder repariert und machte jetzt eine Spritztour damit. Als er das Auto anmachte, röhrte der Auspuff. Müller fuhr den BMW auf die Hebebühne und ließ sie nach oben. Dann sah er ein kleines Loch im Auspuff. Der Polizeioberrat riss gleich den kompletten Auspuff herunter und baute einen Sportauspuff an. Dann konnte die Spritztour losgehen. Müller trat das Gaspedal durch. Der Motor des BMW begann zu heulen. Einen halben Meter vorm Garagentor blieb Müller stehen. Er drückte auf die Fernbedienung und das Tor ging nach oben. Als Müller draußen war, ging es wieder zu. Dann raste Müller auf die Straße und rutschte um eine Kurve. Müller testete die Höchstgeschwindigkeit. Der BMW schaffte 180 km/h. Dann trat er voll auf die Bremse. Die Reifen quietschten. Das Auto brauchte lange um zu stehen. Dann fuhr er aufs Testgelände des ADAC. Müller hatte einen Schlüssel fürs Kontrollhäuschen und konnte so die Regenmaschine anschalten. Dann simulierte er ein Fahren auf nasser Fahrbahn. In jeder noch so kleinen Kurve rutschte der BMW. Müller war wütend und riss das Lenkrad herum. Der BMW brach aus und drehte sich kontinuierlich. Müller gab Vollgas. Das Auto stellte sich wieder gerade und Müller fuhr zum Kontrollhäuschen zurück. Er stellte die Regenmaschine aus und donnerte über die Fahrbahn. Als sie endlich trocken war kam Müller auf über 150 km/h. In den Kurven konnte er den BMW super kontrollieren. Dann fuhr er wieder zum Kontrollhäuschen und schloss es ab. Er fuhr wieder nach Hause. Am nächsten Morgen kam er wieder ins Präsidium. Schulz und Frau Schrödel kamen 10 Minuten später, weil sie noch mit Mantikor Gassi gegangen waren. Schulz besprach die Sachlage mit den anderen. Es ergab sich nicht viel daraus. Theoretisch könnte es jeder gewesen sein. Plötzlich klopfte es. „Herein!“, schrie Schulz. Staatsanwalt Alexander Gebauer trat ins Büro ein. Er hatte den Bericht der Spurensicherung in der Hand. „Negativ“, meinte er. Die Spurensicherung hatte nichts gefunden. Müller schlug auf den Tisch. „Mist“, murmelte er. Das telefon klingelte. Frau Schrödelnahm ab. Es war der Wachmann vom Bahnhof. „Bitte ommen sie schnell zum Bahnhof. Es ist noch ein Koffer aufgetaucht!“, kam es durch den Hörer. Im Hintergrund hörte man lautes Geschrei. Dann legte der Anrfer auf. Müller, Schulz und Frau Schrödel rannten in die Tiefgarage und setzten sich ins Auto von Schulz. Frau Schrödel setzte das Blaulicht aufs Dach und Schulz donnerte in Richtung Bahnhof. Die Sirene jaulte durch die Stadt. Endlich war Schulz am Bahnhof. Er stellte das Auto direkt vor die Tür. Müller hatte auf dem Weg zum Bahnhof schon einen Bombenexperten und die Spurensicherung angerufen. Die drei Polizeioberräte rannten in die Bahnhofshalle. Dort war ein wildes Gewusel um einen Koffer herum. Ein Passant nahm ihn und warf ihn vor den ICE, der gerade einfuhr. Dann krachte es. Der ICE donnerte in den Koffer hinein und zerrupfte ihn. Er fuhr durch den Bahnhof und hielt nicht. Man sah nur noch Stofffetzen, die sich bewegten. Die Spurensicherung kam an und untersuchte die Fetzen. Es wurden keine Rückstände von Sprengstoff gefunden. Müller wollte zu dem Mann gehen, der den Koffer vor den ICE geworfen hatte, doch der war nicht mehr hier. Als die Polizeioberräte wieder im Präsidium waren, besprachen sie die Sachlage. Dann kontrollierte Frau Schrödel alle Fälle, die sie jemals hatten. Sie fand nur zwei Bombenleger, die in Frage kamen. Die erste Möglichkeit war Ingo Kubichec, der vor ein paar Jahren schon einmal eine Kofferbombe an einem Bahnhof deponiert hatte und seit zwei Monaten nicht mehr im Gefängnis war und der zweitmögliche Täter war Edgar Großmann, der in seiner Vergangenheit einmal Bombenexperte war und auch eine Bombe an einen Flughafen gestellt hatte. Er war aus der psychiatrischen Klinik wieder entlassen wurde. Müller und Schulz fuhren zu Ingo Kubichec. Frau Schrödel blieb im Büro und recherchierte weiter. Herr Kubichec war ein völlig normaler Mensch geworden, der keinen psychischen Schaden mehr hatte. Er schwor, nichts mit der Sache am Bahnhof zu tun zu haben. Danach fuhren Müller, Schulz und Frau Schrödel zu Edgar Großmann. Dieser kam in komplett schwarzer Kleidung aus dem Haus. Die Kommissare fragten, ob sie hereinkommen dürften. Der Mann ließ sie herein. Schulz fiel fast um, als er den stinkenden Geruch in der Wohnung roch. „Hier riecht es ja schlimmer als in der Rechtsmedizin!“, dachte er. Überall hingen Zeitungsausschnitte über Kofferbomben oder andere Bombenarten herum. „Sammeln sie eigentlich diese Zeitungsausschnitte?“, fragte Müller und deutete auf die gesammelten Werke von Großmann. Er nickte. Dann fiel Schulz auf, dass alle Einzelheiten über die Kofferbombe in Freudenstadt an der Wand hingen. „Haben sie etwas mit dem Bombenanschlag auf den Freudenstädter Hauptbahnhof zu tun?“, fragte er. Großmann verneinte. Müller und Schulz brachten ihn ins Präsidium. Im Vernehmungszimmer ließ sich besser vernehmen. Doch aus Großmann war nichts herauszubringen. Als die Kommissare aufgegeben hatten, saßen sie wieder im Büro. Schulz trank ein Glas Mineralwasser. Plötzlich kam Frau Schrödel eine Idee: „Beim Seminar wurde ja gesagt, dass sich psychisch kranke gut verändern können! Vielleicht ist unser Kubichec so einer!“ Schulz lud Kubichec zur Vernehmung ins Präsidium. Ihm kam eine gute Idee. Als Kubichec im Vernehmungszimmer saß, kam Schulz mit Müller herein. Schulz hatte ein Mikrofon in der Hand. Er stellte es auf den Tisch. So, jetzt wollen wir sie mal zum Geständnis bringen“, meinte er. Er setzte er sich mit Müller an den grauen Tisch. Kubichec saß ihnen gegenüber. „Was wollt ihr denn von mir?“, fragte er unwissend. Schulz fragte: „Haben sie eine Bombe am Freudenstädter Bahnhof deponiert?“ „Nein, natürlich nicht! Was haben sie eigentlich für Vernehmungsmethoden? Gleich nach dem Geständnis fragen...“, meckerte Kubichec. Schulz stand auf und schloss das Mikrofon an eine Spezialsteckdose an. Darüber stand mit großer Schrift: „Audio Input“. Das war sein Trick. So wollte er den Verdächtigen in eine Falle locken. Dann drückte er auf einen großen, roten Knopf auf dem Mikrofon. So, jetzt sind wir mit dem Radiosender verbunden. Die ganze Welt kann sie jetzt hören. Kubichec wurde rot. Dann nahm er das Mikrofon aus der Halterung und schrie hinein: „Ich habe die Kofferbomben platziert. Ich ganz allein habe es getan! Nur ich, sonst niemand! Ich bin Ingo Kubichec. Hoffentlich werde ich jetzt berühmt!“ Schulz und Müller mussten lachen. Dann ging Schulz auf die Spezialsteckdose zu und riss den Aufkleber mit „Audio Input“ weg. Darunter kam ein Schild mit „Aufnahmegerät“ hervor. Kubichec sah das und hätte sich am Liebsten selbst in den Ar*** gebissen. Staatsanwalt Alexander Gebauer leitete das Gerichtsverfahren mit Richterin Christine Alesha ein. Kubichec wurde letztendlich zu 9 Jahren Haft verurteilt, so wie es Staatsanwalt Gebauer wollte. Die Kommissare fuhren nach dem Verfahren wieder ins Präsidium und Frau Schrödel vollendete den Bericht. Dann druckte sie ihn und legte ihn in einem Ordner ab. „Den Fall haben wir gut abgeschlossen“, meinte Müller. „Und das nur wegen dir, Bernd!“, fügte Frau Schrödel hinzu. Dann fuhren die Kommissare nach hause. Um 20:00 Uhr schlug Schulz vor, eine Nachtwanderung zu machen. Er nahm Mantikor mit. Schulz und Frau Schrödel liefen über alle möglichen Feldwege. Als sie wieder zurück waren, warf sich Mantikor erschöpft auf seine Schlafdecke. Schulz holte eine Tüte aus dem Safe und nahm sie mit ins Schlafzimmer. Der Rollladen ging hinunter. Dann ging auch noch das Licht aus...